Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste |
Laudatio zur Verleihung der
Adolf-Klima-Preises 2009 an die Geigerin Viktoria Kaunzner
Es ist eine große Freude mitzuerleben in welch
großartiger Weise sich die junge Geigerin Viktoria Kaunzner zu einer Künstlerin
von internationalem Format entwickelt. Ihr wurde schon vor 10 Jahren von dem
Kritiker Wolf-Dieter Peter eine beeindruckende Technik bescheinigte, die dem
musikalischen Ausdruck dient und er rühmte an ihr „Sensibilität, Gefühlstiefe,
und Musizierernst“ die sie „zu einer Künstlerin ‘mit viel Zukunft’...“ machen
(Bayernkurier 14. 8. 1999). Und von dieser hohen Qualität ihrer Kunst konnte man
sich erst kürzlich auch an diesem Ort hier im Kulturforum Sudetendeutschen Haus
in dem Konzert überzeugen, zu dem die Sudetendeutsche Heimatpflege zusammen mit
dem Sudetendeutschen Musikinstitut eingeladen hatte.
Ihre große stilistische Bandbreite und Sicherheit
befähigt sie zu mustergültigen Interpretationen von klassischer und romantischer
Musik wie Beethoven, Schubert, Brahms und Paganini wie auch Musik unserer Zeit,
wie z.B. von Violeta Dinecu und Iwan Taranenko., und in Regensburg präsentierte
sich Viktoria Kaunzner, die Kompositionsunterricht bei Katia Tschemberdij (*1960
in Moskau) in Berlin genießt, zudem noch mit einer eigenen Komposition
„Mysterium“, die sie „ihre persönliche Beschwörung eines alten Chaconne-Modells“
nannte.
Nachdem Viktoria Kaunzner, die am 28. Mai 1982 in
Deggendorf zur Welt kam, ersten Violinunterricht von ihrem aus dem Egerland
stammenden Vater erhalten hatte, kam sie 1993 als Elfjährige zu dem bekannten
tschechischen Violinpädagogen Miroslav Novák in Pilsen in die Lehre und errang
1994 schon den ersten Preis beim Tschechischen Violinwettbewerb und in den
beiden darauffolgenden Jahren jeweils den zweiten Preis beim internationalen
Kocian-Violin-Wettbewerb in Wildenschwert/Ustí nad Orlicí in Ostböhmen.
1994 gab sie ihr Debut mit dem Pilsener
Rundfunk-Sinfonieorchester, mit dem sie dann häufig zusammenarbeitete, aber auch
vom Bayerischen Rundfunk wurde sie zu Aufnahmen eingeladen. 1998 erzielte sie in
Erlangen beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert den ersten Preis im Fach Violine
solo.
Mehrfach besuchte Viktoria Kaunzner als Stipendiatin
internationale Meisterkurse bei Yehudi Menuhin, Adam Kostecki und Zakhar Bron.
Prof. Bron in Köln und dessen Assistent Prof. Raschid Fatkouline in Madrid und
Bonn waren seit 1998 ihre neuen Violinlehrer.
2001 legte sie als Jahrgangsbeste ihr Abitur ab
mit den Leistungskursen Mathematik und Latein und widmet sich fortan noch
intensiver der Violinmusik.
Von 2001 bis 2003 studierte sie an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe bei Prof. Joseph Rissin und Kammermusik bei Prof. Jörg-Wolfgang Jahn, 2003 wechselte sie in die Klasse von Prof. Stephan Picard an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin. Im Studienjahr 2006/2007 führte sie ein Erasmus-Studium zu Olivier Charlier an das Conservatoire National Supérieur de Musique (CNSM) und zu Prof. Sebastian Hamann an die Musikhochschule Luzern.
Seit dem Wintersemester 2008/09 studiert sie im
Master-Studium bei Prof. Zakhar Bron an der Hochschule für Musik Köln.
Entscheidend geprägt wurde ihre künstlerische Ausbildung zudem durch
Meisterkurse, u.a. bei Yehudi Menuhin, Igor Oistrach, Zakhar Bron, Gil Sharon,
Natalia Gutman, Ida Haendel, und Raphael Oleg, kammermusikalisch bei Wolfgang
Güttler, dem Quatuor Talich, dem Quatuor Danel sowie beim Deutschen
Kammermusikkurs und der Jeunesse Moderne.
Bald folgten weitere Auszeichnungen wie ein 2. Preise beim Internationalen
Wettbewerb „Königin Sophie Charlotte“ im mecklenburgischen Mirow 2002.
2005 und 2007 war sie als Preisträgerin beim „XVIème
(16.) Concours International FLAME“ in Paris erfolgreich. Im Oktober 2006 gewann
sie den 2. Preis beim „XXXII. Internationalen Musikwettbewerb Dr. Luis Sigall“
für Violine in Viña del Mar/Chile. Im Februar 2005 wurde Viktoria Kaunzner
Stipendiatin bei „Yehudi Menuhin Live Music Now“.
Bei europaweiten Auftritten war sie als Solistin u.a.
mit dem Philharmonischen Orchester Bad Reichenhall, dem Kammerorchester
Regensburg, den Bacăuer Philharmonikern in Rumänien und den Jenaer
Philharmonikern zu hören. Solistische und kammermusikalische Auftritte führten
sie u.a. nach Paris, Salzburg, Laibach/Ljubljana sowie nach Syrien, Jordanien,
in den Libanon, die Schweiz, in die Tschechische Republik und nach Spanien.
Ihr
Solo-Repertoire umfasst u.a. Violinkonzerte von Bach, Barber, Beethoven, Brahms,
Bruch, Glasunov, Khatchaturian, Mendelssohn, Mozart, Prokofieff, Sibelius,
Tschaikowsky, Vivaldi und Wienawski sowie auch ausgefallenere Literatur im Solo-
und Duobereich mit Klavier und Harfe.
Seit 2004
arbeitet Viktoria Kaunzner zusammen mit der russischen Pianistin Elena
Nesterenko (Moskau/HfM München/Regensburg) als erfolgreiches Violin-Klavierduo
mit Aufnahmen beim BR und Auftritten u.a. beim Lausanne Festival.
Besondere musikalische Prägung erfuhr sie auch durch die Violinistin Sophia
Jaffé (* 1980 Berlin) in Berlin und in Köln durch Professor Han-An Liu in
musikalischer Phänomenologie, Prof. Krzystof Meyer (* 1943 in Krakau) in
Komposition, sowie Prof. Astrid Bolay in Musiktheorie.
Im Februar
2005 wurde Viktoria Kaunzner Stipendiatin bei „Yehudi Menuhin Live Music Now“.
2006 folgte sie Einladungen zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und ins
norspanische Santander, wo sie sowohl solistisch als auch als Erste Geigerin des
Sinus-Quartetts konzertierte.
Das
Sinus-Quartett mit Viktoria Kaunzner und Kathrin ten Hagen (Violinen), Martin
Stupka (Viola) und Jakub Tylman (Violoncello) wurde Ende 2003 gegründet und von
Wayne Foster-Smith und von Prof. Antje Weithaas an der Hochschule für Musik
„Hanns Eisler“ Berlin musikalisch betreut. Im November 2004 spielte das Ensemble
für den Komponisten Kurt Hauschild sein Streichquartett ein.
Als
Orchestermusikerin spielte sie bereits unter Dirigenten wie Christian
Thielemann, Jakov Kreizberg, Vladimir Ashkenazy und Marek Janowski.
Die Deutsche
Stiftung Musikleben förderte Viktoria Kaunzner u.a. durch ein Gerd
Bucerius-Stipendium von 2005 bis 2007, das ihr die Teilnahme an mehreren
Meisterkursen ermöglichte. Als mehrfache Preisträgerin des Wettbewerbs des
Deutschen Musikinstrumentenfonds in der Deutschen Stiftung Musikleben spielte
Viktoria Kaunzner von 2005 bis 2008 eine Geige von Lorenzo Ventapane, Neapel
1806, eine Schenkung aus dem Kronberger Familienbesitz (Kronberg Academy
Masters).
Seit
Studienbeginn unterrichtet sie auch und studiert darüberhinaus als
Fakultativstudien Jazz, Improvisation, Psychologie, Pädagagik, Russisch,
Spanisch und Arabisch an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ und der
Technischen Universität Berlin. Die so unglaublich vielseitig Interessierte und
Aufgeschlossene ist zudem derzeit auch Mitglied im Studentenparlament und
Mitorganisatorin des Vereins „Tonika Berlin e.V.“ um jungen Menschen einen
Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen.
Bad Abbach, den 23. Oktober 2009.
Widmar Hader