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Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste

Foto Schon

Mag. art.

Jenny Schon

Autorin

* 1942 Trautenau

 

Ordentliches Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften (berufen 23. Oktober 2021)



Jenny Schon ist in Trautenau in Böhmen geboren. Ihre mütterliche Familie Schwantner stammt ursprünglich aus Schwaz/Tirol. Die Vorfahren kamen als Bergfacharbeiter im 16.Jhd. nach Marschendorf am Fuße der Schneekoppe. Die Schwantner-Familie hat künstlerisch tätige Menschen hervorgebracht: den akademischen Bildhauer Emil Schwantner und in den USA, wohin zwei Brüder des Großvaters von Jenny Schon nach dem 1. Weltkrieg ausgewandert waren, den Komponisten und Pulitzerpreisträger Joseph Schwantner, mit dem Jenny Schon in Verbindung ist.

Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich die Schwantners mit anderen eingewanderten Familien vermählt, so dass auf den Friedhöfen im Aupatal ihre Spuren zu finden sind. Das war die Initialzündung für Jenny Schon nach der Samtenen Revolution nach ihnen zu forschen, von denen sie nur aus dem Ahnenpaß wusste, weil sie als Kleinkind mit ihrer Mutter 1945 ins Rheinland, in die Heimat des Vaters Oskar Schon, vertrieben wurde.

Sie lernte das Steuerfach und Buchführung und arbeitete in Köln in der Bücherstube am Dom als Buchhalterin. Ihre Liebe galt aber viel mehr den Wörtern als den Zahlen, sie schrieb schon als junger Mensch Gedichte und Romane. Mit 18 Jahren ließ sie sich nach Westberlin werben, weil dort nach dem Mauerbau junge Menschen fehlten. Hier arbeitete sie in Buchhandlungen und machte die Buchhändlerprüfung, ging auf die Abendschule und machte das Abitur. Bis 1974 hatte sie auch eine eigene Buchhandlung, danach arbeitete sie als Angestellte an der Freien Universität Berlin. Aber gleichzeitig hatte sie ein Studium der Sinologie, Japanologie und Publizistik mit dem Magister abgeschlossen. Sie bekam Lehraufträge für chinesische Philosophie, studierte in einem Aufbaustudium Philosophie und Kunstgeschichte und musste aufgrund einer posttraumatischen Erkrankung in die Frührente. Sie hatte immer wieder geschrieben über Frauen, China, Kunst und Böhmen. Sie macht in Berlin Führungen auf den Spuren der dortigen böhmischen Exulanten und zu anderen Themen, bis heute.

Sie forschte besonders zu Emil Schwantner und seinem Mentor, dem böhmischen Bildhauer Franz Metzner, die die Bildwerke am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig schufen.

Aber auch belletristisch setzte sie sich mit Böhmen auseinander. 2005 erschien ihr erster Roman: „Der Graben“, edition ost/verlag am park, es folgten weitere, die sich mit ihrer Nachkriegskindheit, den sechziger und siebziger Jahren befassten. Auch diverse Prosa- und Lyrikbände erschienen, der erste, „Böhmische/Ceska Polka“, deutsch/tschechisch, ist Vaclav Havel gewidmet. Sie konnte dem Dichter und Präsidenten ein Exemplar persönlich überreichen.

2016 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Andreas-Gryphius-Preis, 2019 den Preis „Aufstieg durch Bildung“, 2020 den Prosapreis für ihre Corona-Geschichte „Mandelröschen“ der Landschreiber/Münster.